Feiertage – Spieletage (Teil 1)
Nach der Hektik vor der Weihnachtszeit, kommt schliesslich die besinnliche Stille der Feiertage zwischen den Jahren über uns. Jetzt kehrt auch die nötige Ruhe ein und man hat Zeit, sich mit der Familie um den Tisch zusammenzufinden und ausgiebig zu spielen.
Über das Jahr hat sich da so einiges angesammelt und so ist es eine angenehme Aufgabe, all die bunten Spiele ausgiebigst auszuprobieren, kritisch zu beäugen und für euch zu testen. Dass ich mir auch zu diesem Zweck eigens eine Ehefrau und zwei junge Töchter zugelegt habe, sollte Beweis genug sein, dass ich diesen Teil meiner Arbeit durchaus ernst nehme.
Das Spiel
Den Anfang macht eine Variante des Brettspieleklassikers Monopoly aus dem Hause Winning Moves: Die Marvel Comics Collector’s Edition.
Während das originale Monopoly-Spiel sich darum dreht, ein Grundstücksimperium aufzubauen und alle anderen Mitspieler in die Insolvenz zu treiben, schlüpft man in der Marvel-Variante in die Rolle eines passionierten Comic-Sammlers, der einzigartige Meilensteine der Comic-Geschichte ersteigert, um so -Heft um Heft- Besitzer der wertvollsten Sammlung am Tisch zu werden.
Anlässlich des 75. Jubiläums von Marvel, eine sehr schöne Grundidee, wie ich finde.
Das Unboxing
Das öffnen der Spielebox gerät bereits zu einem ganz ulkigen Erlebnis: Beim abheben des Boxdeckels begrüßt uns das Spiel mit einem launigen, tieftönenden Muhen, dass allen Versammelten erst einmal ein erstauntes Grinsen ins Gesicht zaubert.
Beim Auspacken der Spielmaterialien fällt sofort auf, dass man hier nicht am falschen Ende gespart hat. In den vergangenen Jahren wurden Brettspiele mit tatsächlichen Spielfiguren, weitestgehend durch solche mit
Pappaufstellern verdrängt. Nicht so im Fall der Marvel Comics Collector’s Edition, in der sechs schön gearbeiteten Zinnfiguren den Spieler in seiner Rolle als Comic-Collector repräsentieren (s. Abb.).Diese lassen sich nach einem durchzechten Abend, nebst den monopolyüblichen Häusern und Hotels, sowie den drei beiliegenden Würfeln, in dem praktischen kleinen Stoffbeutel unterbringen.
Da die Innenaufteilung der Box Fächer für die Geldnoten (auf denen bekannte Marvel-Heroen wie Spider-Man, Wolverine und Thor prangen) sowie die Besitzrechtkarten aufweist, ist schon zu Beginn des Spiels für eine gewisse Ordnung gesorgt.
Das eigentliche Spielbrett ist zwar zusammenklappbar, besteht aber keinesfalls aus dünnem Karton, sondern aus spürbar robusten, dicken Pappplatten. Das grundliegende Layout des Spielfeldes entspricht dem traditionellen Monopoly-Spiel. Statt Straßen, Bahnhöfen, Versorgungswerken und Ereignisfeldern, entdecken wir jedoch die Abbildungen von Comic-Covern, fantastischen Vehikeln, welche diesen entstammen, Superkräfte-, SMAAASH!- und THPOOOM!-Felder.
Überfligt man die beiliegende Spieleanleitung, erkennt man recht schnell, dass diese vollständig mit den klassischen Monopoliregeln übereinstimmen und so steht dem eigentlichen Spielbeginn nichts weiter im Weg, als die Wahl der Spielfigur.
Los geht’s
Jeder hat sich für eine Spielfigur entschieden, das Grundkapital ist verteilt, dann kann es los gehen in die Welt der Comics.
Schon bald habe ich mit meinem vierten Gefängnisbesuch innerhalb kürzester Zeit mein heimlich gestecktes Ziel erreicht. Und auch wenn zwei dieser Aufenthalte jeweils drei aufeinander folgenden Paschwürfen geschuldet sind, ist das natürlich kein Grund von einer Pechsträhne zu sprechen, denn schließlich geht es bei Monopoly nicht nur darum, schnell mal ein paar Felder einzukaufen und die Mitspieler abzukassieren.
Klar liege ich bald meilenweit zurück, was Runden über LOS und den Einkauf von sagenhaft seltenen Comic-Reliquien betrifft. Wo dies einen Geringeren vielleicht frustriert hätte, eile ich mit ungebrochenem Enthusiasmus von Feld zu Feld.
Schließlich macht sich die Geduld bezahlt und es zeigt sich, dass auch in den Varianten des weltbeliebtesten Brettspiels alles möglich ist. Denn neben dem reinen Zufallselement der Würfel, gleicht auch die eine oder andere Ereigniskarte schnell den Vorsprung der Mitspieler aus.
Jetzt noch strategisch geschickt (böse Zungen nannten es „wahllos“) ein paar Käufe getätigt, schon befindet man sich in einer Position, in der das Handlen für die konkurrierenden Comic-Sammelern schon wieder um einiges attraktiver wirkt. Einer meiner Comics erkauft mir freies Parken auf der größten Geldfalle des Bretts, während ich meiner Tochter zu gleichen Konditionen eines ihrer Sammler-Exemplare abluchse und gleich alle Felder der gleichen Farbe mit Hotels zupflastere (im Gefängnis hatte man zuvor, wenig Gelegenheit sein Geld auszugeben).
Nun dauert es nicht mehr lange und meine bessere Hälfte sieht sich fluchend und zähneknirschend dem Bankrott gegenüber. Ehrensache, dass ich ihr zuvor noch ein wenig finanzielle Hilfe anbiete. Dass daraufhin viele ihrer Flüche auf mich gemünzt sind und ein ums andere Mal Worte wie „Wucher“ und „Halsabschneider“ fallen, ist wohl dem leidenschaftlichen Temperament geschuldet, für das ich sie so sehr liebe.
Ich für meinen Teil finde, dass man kaum erwarten kann, dass ich ihr -bei aller Liebe- mein hart erworbenes Vermögen einfach so schenke. Und dass ich bei unseren Verhandlungen stets auch meinen eigenen Vorteil im Auge behalte, ist natürlich nichts Persönliches, es geht hier schließlich nur ums Geschäft (auch wenn ich sagen muss, dass sie mich niemals im Knast besucht und sich stattdessen über mich lustig gemacht hat).
Da das Spiel sich nun aber schon geraume Zeit hinzieht, beschließen wir gemeinschaftlich, dass der Erwerb des letzten Feldes den Endpunkt markiert und beginnen damit, unsere Finanzen (die meiner Frau sind schnell ermittelt *g*) den Gesamtwert der Comicsammlung zu bestimmen.
Dass ich aus diesem Prozess als weit überlegener Sieger hervorgehe ist schon zuvor absehbar. Mich interessiert auch mehr WIE HOCH ich meine Frau besiegt habe wer denn nun offiziell die größte Comic-Sammlung besitzt. Abschließend muss ich aber anmerken, dass wir alle wirklich großen Spaß hatten, und auch wenn ich meine Familie nicht derart überlegen abgezogen hätte (tehe, Loser 😀 ), wäre dieser Spieleabend somit ein voller Erfolg gewesen.
Der rote Würfel
Neben der, in der Spielanleitung beschriebenen, „Speed-Variante“ für ein rasanteres Spiel, enthält die Marvel Comics Collector’s Edition auch einen ominösen roten Würfel, der keine weitere Erwähnung in der mitgelieferten Spielanleitung findet.
Hierbei handelt es sich um den sogenannten Tempo-Würfel, eine weitere Möglichkeit, das Spiel zu beschläunigen:
Hier das PDF mit der Erklärung zum MONOPOLY-TEMPOWÜRFEL. |
Kritik
Die Spieleanleitung hätte inhaltlich durchaus an das Comic-Sammler-Thema angepasst werden können. Statt zum Beispiel Felder zu kaufen oder Miete zu verlangen, könnte man beispielsweise auch Sammlerstücke ersteigern und Eintritt für die Comic-Sammlung verlangen. Auch die Häuser und Hotels (in den Regeln als Bags und Boxes, auf den Besitzrechtkarten als Tüten und Schachteln bezeichnet) hätten optisch vielleicht als Schuber oder Sammelboxen gestaltet werden können.
Die beiden Superkräfte- und die vier Fahrzeug-Felder entstammen zwar dem Marvel-Comic-Universum, mit dem Thema Comic-Samlung besteht jedoch keine ersichtliche Verbindung. Alternativ hätte man hier vielleicht Comic-Shops (statt der Bahnhöfe bzw. Fahrzeuge) und Comic-Messen (statt der Versorgungswerke bzw. Superkräfte) verwenden können.
Fazit
Die Marvel Comics Collector’s Edition, ist eine hochwertige Variante des weltberühmten und auch nach über 70 Jahren noch sehr beliebten Brettspiels. Brett und sonstiges Zubehör sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet und warten mit vielen witzigen und bunten Elementen aus dem Marvel-Universum auf.
Auch wenn die Ausführung des Sammler-Themas etwas konsequenter hätte sein dürfen (s. Kritik), ist die Variation auf den Spieleklassiker ein ansonsten rundes Produkt, dass nicht nur Hardcore-Marvel-Fans viel Spaß bereiten sollte.
Die Marvel Comics Collector’s Edition ist erhältlich bei Winning Moves.Das Spiel ist für 2-6 Spieler ab 8 Jahren geeignet und kann zwischen 60-90 Minuten (Speed-Variante) bzw. ab 90 Minuten aufwärts dauern (klassische Variante). Preis: 39,95 Euro |
Ich hätte es dir ja auch unter deinem Post geschrieben, aber dein Login System ist unbrauchbar (Dysgus oder so)
Moin du oller Tester.
Kleine Anmerkung am Rande.
Soweit ich weiß, gibt es einige Sachen die Winning-Moves NICHT verändern darf.
Das wären die Ecken, Bahnhöfe und Werke (wenn ich mich recht erinnere), aber Anne von Winning-Moves kann det bestimmt auch nochmal erklären.
Ansonsten tolles Review. 😉
Danke für die Anmerkungen, Peter.
Freut mich, dass dir der Artikel gefallen hat.