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Doctor Strange – Marvel macht Magie (Filmkritik)

Am 27. Oktober 2016 ist es so weit: Doctor Strange startet in deutschen Kinos. Wer der strange Doktor eigentlich ist, worum es sich in diesem Film dreht und ob es sich lohnt, dafür ins Kino zu gehen, erfahrt ihr hier.

Doktor WER?

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Strange Tales Nr. 110

Stephen Vincent Strange hatte seinen ersten Auftritt 1963 in Ausgabe 110 der Marvel-Heftreihe Strange Tales, nach der er benannt ist. Drehte sich dort zuvor alles noch um Science-Fiction und Monster, bekam die Reihe mit Doctor Strange einen deutlich mystischen Einschlag. Nicht zuletzt die psychedelischen Elemente und surrealen Landschaften, mit denen Serien-Schöpfer und Zeichner-Legende Steve Ditko seinen Helden umgab, führten schließlich dazu, dass gerade jungen Studenten auf den Comic aufmerksam wurden. Neben der Strange Tales-Zweitserie Nick Fury, Agent of S.H.I.E.L.D. stieg der Comic so als belächelter Kinderkram zur intellektuellen Pflichtlektüre auf.

Doctor Strange erzählt die Geschichte eines berühmten Neurochirurgen, der zwar genial aber ebenso selbstsüchtig wie geldgierig ist. In einem furchtbaren Unfall werden Stranges Hände zerschmettert und sind fortan unbrauchbar. Nachdem alle irdischen Behandlungsmethoden erfolglos bleiben, beschließt der Strange dem Gerücht über den sogenannten Ancient One (dt. „der Uralte“) nach zu gehen. Dieser lebt in einem geheimen Kloster in Tibet und ihm werden wunderbare Heilkräfte nachgesagt. Zwar bleibt Strange schließlich die gewünschte Heilung versagt, stattdessen stößt der Weise aber die Tür zu einer größeren Welt, der Welt der Magie auf. So lernt der Mann, dem einst nichts wichtiger war als er selbst, sein eigenes, dem Wohl aller unterzuordnen.

Der Film

doctorstrangeDisney-Kinofilme sind nicht umsonst sehr erfolgreich, müssen sich aber ebenso oft zutreffende Kritik gefallen lassen. Dass sie geradezu überladen seien mit Helden (man betrachte allein die A-Listen-Besetzung der Avengers-Filme); dass trotz ernster Themen viel zu oft auf Klamauk und Komik gesetzt wird (z. B. der Knock-Out-Gag nach der 9/11 Anspielung am Ende des Hulkbuster-Duells in Age of Ultron); dass der Überfluss an Easter Eggs und Querverweisen gerade Neulingen den Einstieg ins MCU (Marvel Cinematic Universe) erschwert und nicht zuletzt, dass weder die Geschichten sonderlich anspruchsvoll sind, noch die Antagonisten eine nachvollziehbare Motivation für ihre Handlungen haben.

Doctor Strange entkräftet sicherlich keine dieser Kritikpunkte und erfindet auch das Rad nicht neu. Dennoch entspinnt sich im Verlauf des relativ klassisch konstruierten Plots eine Geschichte die zugleich so klar und mit einer solchen Leichtigkeit voranschreitet, dass es eine wahre Freude ist. Im ersten Akt lernen wir Strange (Benedict Cumberbatch) in seiner Rolle als arroganten aber genialen Gehirnchirurgen kennen, der schließlich durch einen Unfall seinen Job und bisher einzigen Lebenszweck verliert und auf der Suche nach einem Heilmittel immer tiefer in Depression und Selbstmitleid versinkt. Besonders hier nimmt man sich viel Zeit, um Strange und seine Situation zu veranschaulichen.

Im zweiten Akt erfahren wir von dem geheimen Kloster Kamar-Taj, wo Strange nun zum Zauberlehrling der Ancient One (Tilda Swinton) wird und alte und neu entdeckte Talente dazu nutzt, sein Ziel zu erreichen und somit in sein altes Leben zurückkehren zu können. Stück für Stück steigert sich hier die Erzählgeschwindigkeit und vereinzelt erleben wir magische Duelle und geradezu psychedelische Dimensionsreisen. Wir erfahren vom Multiverse und anderen Dimensionen und bald auch von den Gefahren, die der Erde aus diesen jenseitigen Welten drohen. Strange legt seine wissenschaftliche Skepsis ab und akzeptiert die neue Weltsicht, die ihm durch die Beherrschung der Magie eröffnet wird.

Im dritten Akt geht dann alles in gewohnter Marvel-Manier vonstatten: Held Strange und Bösewicht Kaecilius (Mads Mikkelsen) treffen aufeinander. Es raucht, funkt und die Fetzen fliegen. Eine überraschende Wendung zwingt Strange zu einer endgültigen Entscheidung über seinen künftigen Lebenspfad. Und indem er endlich über seinen eigenen Schatten springt, gelingt es ihm den Konflikt aufzulösen und die Erde zu retten. Klingt abgedroschen? Ist es aber nicht. Denn eben durch die straffe und zielgerichtete Erzählstruktur erlebt der Zuschauer die Heldenreise des zukünftigen Sorcerer Supreme (dt. „Meister der Magie“) als klassische Origin-Story, die nicht durch überflüssige Nebenschauplätze oder verwirrende Querverweise unterbrochen wird.

Die Highlights

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Die Effekte sind einfach magisch

Natürlich darf auch ein weiterer Cameo-Auftritt von Marvel-Genius Stan Lee nicht fehlen und so überrascht man den Generalissimo beim Schmökern in Aldous Huxleys The Doors of Perception (Die Pforten der Wahrnehmung), in dem der Autor seine Erlebnisse mit bewusstseinsverändernden Drogen beschreibt.

Ähnlich wie seinerzeit die Guardians of the Galaxy die Weltraum-Oper in das MCU einführte, erweitert Doctor Strange es um das Element der Magie. Als Verbindungspunkt dient auch hier erneut ein Infinity-Stein. Welcher das ist, und in welcher Form er erscheint, soll hier zunächst aber nicht verraten werden.

Viel wichtiger ist, dass es Doctor Strange gelingt, die Zauber und deren Effekte nicht wie ein CGI-Feuerwerk ab zu brennen, sondern sehr dosiert einzusetzen. Die fiebertraumartigen Fremddimensionen erscheinen nie so fremd, dass sie den Zuschauer überfordern und die magischen Schilde, Portale und sonstigen Hexereien sprühen geradezu vor einfacher Genialität. Kein Funke ist hier zu viel, kein magisches Leuchten zu wenig.

Fazit

Doctor Strange ist eine klassisch erzählte Origin-Story, die nach dem turbulenten Einstieg in Phase Drei durch Civil War eine genüssliche Kamerafahrt durch die magische Dimension des Kinouniversums bietet und bei der trotz gründlicher Charakterstudie auch Action und Humor -in sorgfältigster Dosierung- nicht zu kurz kommen.

Selbst MCU-Kritiker dürften wenig am mittlerweile vierzehnten Marvel-Film auszusetzen haben. Zwar bekommt Mikkelsens Bösewicht kaum genug Raum um eine denkwürdige Vorstellung abzuliefern und Cumberbatch und Swinton spiele ohnehin alles an die Wand, dennoch ist auch hier Platz für positive Überraschungen und kleine Highlights.

Wer die „Magie des Kinos“ verspüren will, dem ist nur zu raten, sich diesen Streifen nicht entgehen zu lassen. Und wie bei Marvel-Filmen üblich: Sitzenbleiben, bis der Abspann wirklich vorüber ist!

 

 

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