Es gibt schlimmeres
Ob Posts zur ALS Ice Bucket Challenge, Videos mit Hassreden gegen Ethnien oder Glaubensrichtungen oder Artikel zu gewaltätigen Ausschreitungen bei Sportereignissen, immer häufiger kommt es derzeit zu Godwin’s Law-ähnliche Phänomenen.
Während aber nach Godwin, im Verlaufe längerer Diskussionen, sich die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen Nazi-Vergleich einbringt, mit zunehmender Dauer dem Wert Eins annähert (SEHR Wahrscheinlich), kommt es hier zu Kommentaren a la „och nee, Leutchen, wie kann man sich nur so künstlich aufregen. Es gibt ja wohl echt schlimmeres“.
Derlei Kommentare sind oftmals Wichtigtuern zuzuschreiben, die keinerlei wertvollen Beitrag zu einer Diskussion zu leisten haben. Weit interessanter ist jedoch das Faktum, dass es sich hierbei um einen sogenannten logischen Fehlschluss handelt.
In der Anwendung ist das Argument „Es gibt Schlimmeres“ ein inhaltsleeres Totschlagargument. Die Wahrheit der Aussage ist unbestreitbar und unwidersprochen, jedoch steht die Aussage an sich in keinerlei Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema der jeweiligen Diskussion.
Selbstredend klopft sich der Totschlagargumentler auf die Schulter, wenn sich nach seinem Beitrag plötzlich alle darin überschlagen zu versichern, dass es natürlich Schlimmeres gäbe als XYZ. Aber wem ist denn mit einer solchen Äusserung geholfen? Denn weder ist die ursprüngliche Argumentation zu einem befriedigenden Abschluss gekommen, noch erfährt ein beliebiger Teilnehmer der Diskussion einen Gewinn an Wissen oder Information.
Natürlich ist es nun ein leichtes, den Fehlschluss-Troll bloßzustellen und sein Argument als gehaltloses Blabla zu enttarnen, jedoch läuft die Diskussion so vielleicht gänzlich aus dem Ruder. Je nach der emotionalen Ausgeglichenheit des Trolls, um die es meist nicht allzu gut bestellt ist, wird dieser in Folge alles tun, um den Beweis seiner rhetorischen Unterlegenheit niederzubrüllen.
Wie so oft ist also die einfachste Lösung auch hier: DON’T FEED THE TROLL!
Natürlich behaupte ich nicht, dass dies die ideale, ultimative und letztgültige Lösung ist. Auch lasse ich mich gerne eines Besseren belehren. Teilt mir doch einfach in den Kommentaren mit, was ihr darüber denkt oder erzählt von euren interessantesten Troll-Begegnungen.
Hi, hatte gerade so einen Fall und bin auf deinen tollen beitrag hier gestoßen. Ich habe deinen Rat nicht befolgt und das Ergebnis war, wie du es schon vorhergesagt hast: don’t feed the troll. Dennoch muss ich sagen, ist so eine kleine Auseinandersetzung eine ganz gute Schule für mich, ich mache das nicht mehr, es ist völlig sinnlos…:-) lg
Hallo Mima,
vielen dank für deine lieben Worte! Natürlich freue ich mich sehr, dass dir der Beitrag gefallen hat.
Auch ich halte mich nicht immer an meinen eigenen Rat, insbesondere, wenn es in einer Diskussion um ein Thema geht, das mir besonders am Herzen liegt.
Allerdings geht es mir in diesen Fällen bei meinen Beiträgen meist darum, meinen Standpunkt auch anderen, aufgeschlossenen Personen näherzubringen. Bei Trollen jeglicher Art, ist das meist vergebliche Liebesmüh und – wie du schon selbst festgestellt hast – völlig sinnlos.
Fantastische Grüße,
der Mac