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Perry Rhodan–Comics:Verleger und Autor im Interview

Die Info über einen neuen Perry Rhodan – Comic schlug in unserer Redaktion ein wie eine Transformkanonensalve. Nachdem die erste Euphorie – und die spontanen Freudentänze – überstanden waren, ging es an die Arbeit. Sofort wurden per Hyperfunksender Verleger und Autor kontaktiert. Letzterer hatte das Vergnügen, sich mit dem kritischen Blick von nerdLICHs hocheigenem Meister des Details, Marc Schmitz zu unterhalten. Aber auch diese Hürde nahm Kai Hirdt mit Bravour, wie man im nachfolgenden Interview lesen kann.

Bevor es nun aber endgültig los geht, noch ein paar kurze Infos für Interessierte: Die im Interview angesprochene Perry-Leseprobe gibt es hier auf der Seite des Cross Cult Verlages, der den Comic schließlich auch herausbringt. Das dazugehörige Promo-Video findet man hier.

 

Andreas Mergenthaler (Verleger)

Foto: Helmut Pangerl

Nerdlich: Mit Kai Hirdt habt ihr einen Mann als Autor gewonnen, der schon mit der Serie Perry – unser Mann im All bei der alligatorfarm einen super Job gemacht hat. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Andreas Mergenthaler: Das kam durch die Vermittlung von VPM (Verlag Pabel-Möwig) zustande. Wir haben die Kollegen nach einem guten Autor gefragt, der auch für das Medium Comic schreiben kann. Und da war Kai gleich die erste Wahl. Die Story-Idee kam übrigens von Perry Rhodan-Chefredakteur Klaus N. Frick.

Nerdlich: Wie weit habt ihr in die Zukunft geplant?

A.M.: Zuerst wird es drei heftausgaben geben, die eine Geschichte mit Anfang und Ende darstellen, die dann auch als Sammelband erscheinen wird. Wenn es wie geplant läuft und die Verkaufszahlen ordentlich sind, können wir dann nahtlos weitermachen. Locker an diese erste Geschichte anschließend

Nerdlich: Wie wählt man für so ein Projekt den Zeichner aus?

A.M.: Wir haben bei Dark Horse angefragt und Senior Editor Scott Allie hat einige Leute empfohlen, die bereits an Halo- und Star Wars-Comics gearbeitet haben. Wir fanden, dass es nicht schaden kann, den Look anderer, aktueller und populärer Science-Fiction-Comics hinzubekommen ohne das große Erbe der reihe zu verleugnen. Der Italiener Marco Castiello war unsere erste Wahl und er hat auch gleich zugesagt. Ebenso wie Koloristen-Veteran Michael Atiyeh, den ich schon klasse fand, als er bei CrossGen koloriert hat.

Nerdlich: Gab es da aus Kais alligatorfarm keine Kandidaten für den Zeichner-Job?

A.M.: Es gibt natürlich viele gute deutsche Zeichner – bei der alligatorfarm und anderswo – die man hätte fragen können. Aber bei den deutschen Künstlern stehen oft eigene Stoffe und die kreative Selbstverwirklichung im Vordergrund. Zudem hätte ich bauschmerzen gehabt, was das „bei der Stange bleiben“ angeht. Wir wollten Leute, die die monatliche Deadline-tretmühle einer Comic Produktion nach US-amerikanischem Vorbild gewohnt sind.

Nerdlich: Wird es ein Wiedersehen mit den alligator-Leuten (für mich vor allem Burmeister) z. B. Als Zusatzgeschichte im Sammelband geben? Was ja auch ein Alleinstellungsmerkmal für diesen Sammelband – der ja auch schon angekündigt ist, sein würde.

A.M.: Für die Sammelbände sind Pin-Ups von deutschen Zeichnern geplant. Aber keine Extrageschichten. Oliver wünsch hat uns beim Logo geholfen – er hat z. B. Schon einen Pin-Up gezeichnet. Für die Cover der Sammelbände haben wir einen Marvel-Coverzeichner engagiert.

Nerdlich: Mindert die Ankündigung des Sammelbandes die Akzeptanz der Käufer für die
Einzelhefte?

A.M.: Das wird sich zeigen. Aber es handelt sich ja um verschiedene Vertriebswege. Ich bin mir sicher, dass viele Fans auch nicht so lange warten wollen, bis dann rund jedes halbe Jahr endlich wieder ein Sammelband erscheint. Die Perry Rhodan-Romane sind ja auch digital sehr stark. Mal sehen, wie das bei den digitalen Comicausgaben läuft.

 

Quelle:
cross-cult-
presse-kit

Nerdlich: Die Hefte werden im 2-Monats-Rhythmus erscheinen, ist das nicht der letzten – und zu Recht gescheiterten Perry-Comicreihe – zu ähnlich?

A.M.: Woran es da gehakt hat, kann ich nicht sagen. Da fehlt mir der Einblick. Unserem Autoren-/Künstler-Team können wir auf jeden Fall voll vertrauen. Das sind erfahrene und trotzdem sehr engagierte Leute. Viel längere Pausen als mal 3 Monate wird es bei uns nicht geben. Wir wollen die Leser bei der Stange halten.

Nerdlich: Du bist bekennender Comic-fan – zumindest merkt man das deinen immer wieder ambitionierten Projekten an. Wie kommst du zu Perry Rhodan. Eher die Comics oder die Romane – und wenn letzteres; eher Kanonen-Hefte à la K. H. Scheer (der zurecht den Spitznamen „Kanonen-Herbert“ trug) oder die späteren „wir sind für alles verantwortlich“-Geschichten?

A.M.: Ich habe früher viele Perry Rhodan-Romane gelesen – der Aphilie-Zyklus war mein Favorit – bin dann aber irgendwann ausgestiegen, weil mir die Zeit gefehlt hat. Dennoch hat mich das Thema auch später immer interessiert und ich fand es sehr schade, dass insbesondere das letzte Comicheft-Projekt so sang- und klanglos beendet wurde. Auch die Comicseiten von Splitter sahen sehr schön aus. Ich habe natürlich auch einige der 70er Jahre Comics besessen – war aber kein großer fan dieser Version. Ich hoffe, dass wir mit dieser neuen Comicreihe, im Lauf der Zeit, durch viele Leser im in- und auch im Ausland, auch neue Fans zu den Romanen bringen können. Und vielleicht fallen die Comics auch Filmproduzenten in die Hände, die endlich einen neuen großen Film oder eine TV-Serie daraus machen. Meist ist es ja gut, eine Geschichte visualisiert vor sich zu haben.

Nerdlich: Als Mensch, der die alten Perry-Comics noch am Kiosk kaufte, träume ich von der Veröffentlichung der hefte 50 – 128 (als Sammelbände der Handlungsabschnitte). Träume ich da alleine? Crowdfunding bei CC?

A.M.: Das überlassen wir gerne anderen. Das Thema Neuausgaben alter Comics ist für uns erst mal abgeschlossen. Wir haben ja mit den Kauka/YPS/Wiechmann-Comics viel Arbeit gehabt. Aber das war schon toll. Keine Frage. Irgendwie war das auch ein Ansporn für uns, weil es damals ja eine richtige deutsche Comicproduktion gab. Auch mit Zeichnern aus Südeuropa… mit den neuen Comic haben wir erst mal mehr als genug zu tun. Sie sollen ja lange und für alle zufriedenstellend laufen. Für die Fans, für uns, für VPM…

Interview von Thomas Dräger


Kai Hirdt (Autor)

Foto: Kai Hirdt
© Pabel‑Moewig Verlag KG, Rastatt

Nerdlich: Nach genauerer Betrachtung der Leseprobe, sind mir ein paar mögliche Unstimmigkeiten aufgefallen: Icho Tolot hat zuerst vier, dann fünf Finger an jeder Hand. Haluter haben aber sechsgliedrige Extremitäten.

Kai Hirdt: Das ist uns tatsächlich durchgerutscht.

Nerdlich: In den Dialogen siezen sich fast alle (außer Perry und Gucky, bzw. Gucky und Tolot). Die Menschheit der Zukunft duzt sich aber konsequent. Einzige Ausnahmen sind Spezialisten des Geheimdienstes USOo (bei Halutern ist das Siezen, ebenso wie die Nachsilbe -tos, nach wie vor eine Respektbekundung).

K.H.: Da liegst du falsch. In den Romanen um die Nummer 700 herum, zu deren Zeit die Comicreihe spielt, wurde noch fleißig gesiezt. Das ist also mit voller Absicht so geschrieben, um den Serienkanon einzuhalten.

nerdlich: Heft 700? Dann spielt die Serie also während des Aphilie-Zyklus. Mit der Info kann man ja schon mal arbeiten. Laut Pressetext ist das Handlungsjahr 3540. Das wäre ja dann so ziemlich der Beginn der Herrschaft der Aphiliker.

K.H.: 700 – in der tat. Die Comicserie setzt ziemlich prompt ein, nachdem die SOL den Mahlstrom der Sterne verlassen hat.

Nerdlich: Gucky scheint allerdings vom Mausbiber zum Eichhörnchen mutiert zu sein. Jedenfalls wirkt sein buschiger Schweif wenig biberhaft. Seinen einzelnen frechen Nagezahn kann man auch nicht sehen.

K.H.: Das fällt unter künstlerische Freiheit, da gibt es ja schon auf den Titelbildern der Romane höchst unterschiedliche Varianten. Den Zahn siehst du im Heftinneren. Und den haben wir so gestaltet, dass man ihn nur bei offenem Mund sehen kann. Was im Grunde auch Sinn gibt, wenn in jedem dritten Roman steht, dass Gucky den Zahn aufblitzen lässt. Da muss es ja einen verdeckten, nicht-blitzenden Zustand geben.

Nerdlich: Um erfolgreich das All zu erobern, wird die Menschheit ihre Ressourcen bündeln und Hand in Hand arbeiten müssen. Auch der Perry Rhodan-Comic ist eine internationale Zusammenarbeit. Wie läuft die Arbeit zwischen einem deutschen Autor, einem italienischen Zeichner und einem amerikanischen Koloristen ab?

K.H.: Auf Englisch und größtenteils per E-Mail. Ansonsten ist das Verfahren im Wesentlichen so, wie ich es von der Arbeit an Perry – unser Mann im All seit Jahren gewöhnt bin. Diese Serie entsteht ja auch dezentral. Man schickt sich die arbeitsstände zu, merkt korrekturen an, überarbeitet … im konkreten Ablauf: Skript von mir, Layouts von Marco, Festlegung der endgültigen Dialoge und Platzierung der Sprechblasen von mir, Pencils von Marco, Kolorierung von Michael, Verfeinerung meines Grob-Letterings durch Cross Cult.

Nerdlich: In welcher beziehung stehen die handlung der Comic-serie zu der heftroman-hauptserie bzw. Der von Perry Rhodan neo (anm. D. Red. Eine Art Perry Rhodan 2.0)?

K.H.: Die Serie hat den Anspruch, im Einklang mit dem Kanon der Perry Rhodan-erstauflage zu funktionieren. Wir haben einen Zeitraum ausgewählt, in dem die SOL auf großer Reise war, die allerdings nicht in Romanen geschildert wurde. Wir füllen diese Lücke, fühlen uns also an den Romankanon gebunden und versuchen, Widersprüche zu vermeiden. Ob das, was wir dabei neu entwickeln, irgendwann wiederum in die Romane einfließt – keine Ahnung.

Nerdlich: Das Lese-Erlebnis findet zu großen Teilen in Kopf und Fantasie des Lesers statt, Comics hingegen bannen fantastische Bilder auf Papier und bewirken somit ein Mischerlebnis aus Lesen und Sehen. Beide Medien haben ihre eigenen Möglichkeiten, aber auch Beschränkungen, welche Unterschiede gibt es daher zwischen dem literarischen Perryversum (neue Aliens, Technologie oder gar Unsterbliche) und der Comic-Serie.

K.H.: Ein Problem ist sicher, dass man die Visualisierung der Figuren nie jedem recht machen kann. Wer seinen Perry oder Gucky anders im Kopf hat, der muss sich halt wundern, wenn er eine andere Interpretation sieht. Ansonsten können wir sicher einige Chancen des Mediums nutzen, die den Romanen verschlossen bleiben. Ein Beispiel ist sicher die raumschiffform: in den Romanen sind die ja üblicherweise kugel-, kasten- oder walzenförmig, einfach, weil man sich sonst einen wolf beschreibt und den Leser zu Tode langweilt. Im Comic kann man viel komplexere formen auf einen blick zeigen. Aber damit experimentieren wir noch herum, mal schauen, was sich da entwickelt.

Nerdlich: Wie eng arbeiten der Autor und ihr mit der Redaktion der Romanserie zusammen?

K.H.: Das ganze Grundsetting (Handlungszeit während der ersten Reise der SOL) stammt von der Redaktion, auch das erste Thema „Kartografen der Unendlichkeit“. Wie ich dieses Thema mit leben fülle, war dann sehr mir überlassen. Die Skripte gehen zur Freigabe an die Redaktion, bevor die Zeichner loslegen. Und dann wird natürlich auch das Endprodukt noch einmal von der Redaktion abgenommen.

Nerdlich: Was kannst du über die Handlung der Serie verraten?

K.H.: Na, wer wird denn spoilern wollen … auf der Suche nach der Milchstrasse will die SOL astronomische daten von einem angegriffenen Volk retten, um damit ihre Reisezeit abzukürzen. Natürlich werden sie in diesen Konflikt hineingezogen, der deutlich vielschichtiger ist, als es auf Anhieb wirkt

Nerdlich: Worum geht es im ersten Heft?

K.H.: Im ersten Heft lernen wir die SOL kennen und die Hauptfiguren, mit denen wir es in der Serie am häufigsten zu tun haben werden. Sie stoßen im Leerraum auf eine astronomische Forschungsstation, die gerade angegriffen wird. Die SOL kommt zur Hilfe – und damit nehmen die Ereignisse ihren lauf 

Nerdlich: Abschließend noch eine – nicht ganz ernst gemeinte – frage: wie kommen (im Promovideo zu sehen) Skrulls ins Perry Rhodan-Universum

K.H.: Öh … Skrulls? Der Teil des Marvel-Universums ist mir verschlossen geblieben, ich habe es da mehr bodenständig mit Spider-Man und dem Punisher gehalten.

Interview von Marc Schmitz

 

 

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