SCHATTENSPRINGER – Menschen sind von der Erde, Aspies aber auch
Daniela Schreiter ist Asperger-Autistin und Comiczeichnerin. Was läge also näher beides miteinander zu verbinden und das eine durch das andere einem breiten Publikum näher zu bringen? Das ergebnis ist ‚Schattenspringer‘, ein autobiografischer Comic zu Danielas Leben und davon, was es für sie persönlich bedeutet, ein „Aspie“ zu sein.
Die Hürden
Mit einer entspannten Abgeklärtheit, sowie einer tüchtigen Portion Selbstironie, erklärt uns die Autorin ihre Welt, die zwar identisch mit der unsrigen ist, sich aber in ihrer Auswirkung auf die Sinne und den ganzen Menschen, für diesen radikal unterscheidet. Da wird die Seepferdchen-Prüfung zum Jakobsweg und der normale Alltag als Schüler zum täglichen Kraftakt.
Der Humor
Trotz des durchaus ernsten Themas -schließlich geht es hier um das Leben mit einer Entwicklungsstörung- gelingt es ihr dabei jedoch, mit einem lockeren Mix aus Fatalismus und Optimismus, auch die humorvolle Seite nicht zu kurz kommen zu lassen. Oftmals auch auf kosten der “Normalen”, die sich nur allzu oft, wie ein irrationaler, chaotischer Haufen Irrer aufführen.
Das Spektrum
Dabei beschreibt sie zugleich Aspekte ihres Asperger-Autismus, die trotz ihrer anfänglichen Fremdartigkeit, eine Verbindung zum Leser
herstellen. Man kommt unweigerlich ins Grübeln und beginnt sich selbst mit anderen Augen zu sehen. Ist SIE -obwohl anders- vielleicht eine ganz eigene Farbe auf dem menschlichen Spektrum?
Und damit ist das Ziel von ‚Schattenspringer‘ erreicht. Es will zum Nachdeneken anregen, zum Überdenken unser eigenes Verhalten im Umgang mit -im wahrsten Sinne des Wortes- anderen Menschen, und letztlich, will es informieren und so Berührungsängste mit Asperger-Autisten abbauen. Einer ganz besondere Spielart Mensch, die am Ende des Tages aber genauso zu uns gehört, wie wir uns das doch alle wünschen.
Die Bilder
Mit klarer Linie und ohne unnötigen Schnickschnack, zeichnet Daniela Schreiter ein Leben nach, das wir uns sonst wohl nur schwer hätten vorstellen können. Mit einer solch fröhlichen Energie begleitet sie uns dabei von Bild zu Bild, dass es wie von selbst von der ersten bis zur letzten Seite geht.
Dabei erzählt fast jede Seite eine eigenen kleine Geschichte. Mal ulkig, mal ernst und doch immer mit spielerischer Leichtigkeit, erhält man so einen ersten Einblick in ihre ganz eigene Welt, die ihren ganz eigenen Regeln folgt.
Ist das Kunst?
Wahre Kunst verändert die Welt. Sie verändert sie dadurch, dass sie unsere Sichtweise auf die Welt und auf uns, die wir darin leben, verändert. Somit lässt sich die Frage also mit einem eindeutigen, “Ja!” beantworten.
Fazit
Schattenspringer holt den Leser ab und entführt ihn sanft aber unweigerlich, in die intime Wahrnehmungs-Welt eines faszinierenden Menschen. Und damit in ein Leben so voller Gefühl und Erfahrung, dass es manchmal kaum zu ertragen ist. Erschütternd, faszinierend und zutiefst menschlich.
Hier gehts zur LESEPROBE
Schattenspringer von Daniela Schreiter erscheint mit 160 Seiten im Harteinband, für 19,99 bei Panini
Für alle, die sich eingehender mit dem Thema von Schattenspringer beschäftigen wollen, gibt es hier eine kleine Auswahl interessanter Blogs. Natürlich ist diese Liste nur ein Startpunkt und kleiner Auszug aus dem immer weiter steigenden Angebot im Internet:
Fuchskind: Daniela Schreiters eigener Blog
Realitätsfilter: In diesem Blog schreiben verschiedene Autoren über ihre Sichtweise zu Themen rund um Autismus
Quergedachtes: Aleksander Knauerhase sammelt in diesem Blog seine oftmals quergedachte Sicht auf die Welt
autzeit: Irgendwo im Universum bin ich falsch abgebogen.
Asperger Frauen (die Autorin ist leider 2013 verstorben, der Blog nicht mehr aktualisiert, ist aber dennoch lesenswert)
innerwelt: Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden
Das FotoBus: Max Neumann bloggt kurze Geschichten über das Leben und Autismus
Melas Asperger- und ADS-Blog: Eine andere Weise die Welt zu sehen
Robot in a Box: Tiefgründiges und poetisches
Herzlich chaotisch: Herzchaosmama (Asperger-Autistin) erzählt vom Leben einer etwas anderen Kleinfamilie