Comicruine mit historischem Fundament
Das deutsch-römische Reich im Hochmittelalter. Kaiser Ludwig dem Frommen kommt die Idee, den zunehmenden Überfällen durch die Wikinger durch Missionierung entgegenzuwirken. Schnell fällt die Wahl auf den Mönch Ansgar, der die entlegene, kleine Siedlung Hammaburg zum Missionsstandort für die Heiden ausbauen soll.
Vor dem Hintergrund der erst vor wenigen Jahren entdeckten Ruinen Hammaburgs, will die Graphic Novel die Geschichte des Aufstieg Hamburgs zum kulturell und wirtschaftlich bedeutenden Standort zumindest andeuten.
Handlungsträger sind hier natürlich der realhistorische Benediktinermönch Ansgar, aber auch dessen fiktiver Novize Sigibert, die sich im abgelegenen Hammaburg nicht nur mit Wikingern herumschlagen müssen.
Doch was nützen die interessante Prämisse und die historischen Geschehnisse mit Actionpotenzial, wenn man nichts daraus macht? Die grafische Umsetzung bleibt um Zeitalter hinter seinen Möglichkeiten zurück:
Die eher unfertig und skizzenhaft wirkenden Bleistift- und Tuschezeichnungen könnten ebenso einer Kunst-Schulaufgabe, nach einem Museumsbesuch entnommen sein. Leider beweist auch diese Graphic Novel einmal mehr, dass es mit bloßen Zeichnungen und ein paar Texten nicht getan ist, wenn man ansonsten die Regeln und Möglichkeiten des gewählten Mediums ignoriert. Gleich Ansgar und Sigibert vor den rauchenden Ruinen von Hammaburg, steht man als Leser am Ende vor einer halbfertigen Comicgeschichte, mit wenig Gehalt, deren Ausgang flüchtig mit historischen Fakten abgespeist wird. Schade.
Hammaburg
von Jens Natter
HC • s/w • 96 • € 16,95 • Ellert & Richter Verlag